"A Tchantchès is born"

Jeder Lütticher, der etwas auf sich hält, hat schon einmal von Tchantchès gehört. Denkmäler, Legenden, Puppen, Folklore, Restaurants, Museen, Fresken... aber wer ist diese Figur, die ein fester Bestandteil des Lütticher Erbes ist ?

Jean Bosly, Tchantchès' "Vater"

Die großartige Geschichte von Tchantchès nahm in 1939 Gestalt an. Obwohl es die Puppe bereits in den Theatern zu sehen gab, wurde ein Wettbewerb veranstaltet, so daß diese eine eigenständige Figur werden konnte.

Der Gewinner des Wettbewerbs war Jean Boslys Tchantchès, mit den Farben und der Folklore der Lütticher Region _ besonders Outremeuse _ und gleichwohl witzig und lebendig. Seine Legende wurde sehr bald die offizielle Geschichte von Tchantchès, die noch heute weitgehend in Theatervorstellungen und in der Lütticher Folklore benutzt wird. Obwohl es klar eine Legende ist, scheint diese kleine Figur die Herzen der Lütticher gewonnen zu haben, so dass diese anscheinend  an seine wahre Existenz glauben mochten. Doch wer steckt hinter dieser bekannten Persönlichkeit?

Die Geburt des kleinen Tchantchès

Laut der Legende wurde Tchantchès _ Francis in Wallonisch _ in Lüttich am 25. August 760 auf eine ganz wundersame Weise zwischen zwei Pflastersteinen im Outremeuse-Bezirk geboren. Singend, seine ersten Wörter waren: "Mach schon, Mutter Gaspard, noch einen Schluck!" Schon als Baby war er voller Lebensfreude. Es war aussichtslos, der Anblick des Wasser war zu anziehend. Um ihn zufriedenzustellen, gab ihm sein Adoptivvater einen Keks, der in Pèkèt eingetunkt wurde.

Ebenfalls der Legende zufolge, schwoll seine Nase erst an, als während seiner Taufe die Hebamme seine Nase anstieß. Das Gesicht des Kindes war entstellt und wurde sogar als Vorlage für Karnevalsmasken benutzt.

Als Erwachsener scheute Tchantchès sich davor, wegen seiner cyranoiden Nase, sein Haus zu verlassen. Letztendlich beschloss er, nachdem er von der Menschenmenge ermutigt wurde, für die alte Lütticher Tradition „Saint-Måcrawe“ hinauszugehen, bei der er, mit schwarzem Ruß verschmiert, auf einer Sänfte von allen Leuten der Nachbarschaft geleitet wurde. Tchantchès erlebte einen  großen Triumph und erkannte schnell, dass Hässlichkeit, wenn es mit Witz und Seelengüte begleitet ist, kann geliebt werden. Ab diesem Tag wurde er zum "Prince di Dju d'là Mouse", Prinz von Outremeuse, gekrönt.

Eines Tages traf Tchantchès den Bischof Turpin (echter Name Tilpin oder Tulpin) und Roland, den Neffen von Karl der Große. Nachdem er am Gespräch teilgenommen hatte, wurde er gebeten, Rolands Neffen zu dienen, was ihn sogleich an den Hof Karl des Großen führte.

Anschließend gingen Tchantchès und Karl der Große, nach wie vor von Roland begleitet, auf Feldzug nach Spanien. Diese an Geschichten und Anekdoten reiche Kampagne stärkte den Bund zwischen den drei Gefährten.

Sie waren sich so treu, dass Tchantchès seinen neuen Freunde niemals von der Seite wich, sei für einen privaten Rat oder auf dem Schlachtfeld! Und so kämpfte er: ohne Spehr, ohne Schwert, ein rotes Halstuch als Gonfanon, sein blauer Kittel als Schild, seine schwarze Seidenmütze auf seinen steinharten Schädel als Helm. In die Hände gespuckt, den Feind an beide Schulter gepackt und Peng! Jeder der Tchantchès erreicht, ist ein toter Mann, und er selber ist dank seiner gesegneten Nase unverwundbar!

Nachdem er Karl der Große nach Aachen begleitet hatte, verließ Tchantchès dessen Dienst und kehrte nach Hause zurück. Unglücklicherweise, verstarb er unverheiratet im Alter von 40 Jahren an der Spanischen Grippe. Von der gesamten Bevölkerung betrauert, wurde er dort beerdigt, wo sein Monument einst stand: Place de l’Yser. Für viele bleibt er das Urbild des wahren Lütticher: ein eigensinniger, rebellischer Geist, ein großer Schlund, ein Feind von Pomp und großen Zeremonien, stark unabhängig, aber mit einem Herz aus Gold und schnell bereit, sich für alle edlen Dinge einzusetzen.

[1] Nach BOSLY Jean. Légende de Tchantchès (ins Deutsche übertragen, Kurzfassung) 

Tchantches_charlemagne_fetes du 15 aout

Tchantchès und Karl der Große- 15. August-Feier 

Doch was ist mit Nanesse?

Alles über Nanesse und die Folklore um sie und Tchantchès gibt es hier!